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BayBox und TCP/IP
1.0
24-Jul-97
Deti Fliegl, DG9MHZ, deti@lrz.de |
Dieses Dokument soll allen TCP/IP-interessierten
BayBox-Benutzern und Betreibern einen Ueberblick ueber die TCP/IP Funktionen
der BayBox geben.
Dabei werden folgende Themen
behandelt:
1. Die
BayBox ueber Telnet ansprechen.
2.
Der eingebaute und voll interaktive HTTP Server.
3.
Die Mail-Funktionen ueber SMTP und POP3.
4.
Ein Konfigurationsbeispiel
5.
Der vernetze Convers
6.
Nachwort
Da zur Zeit an der BayBox wieder
stark weiterentwickelt wird, erhebt dieses Dokument nicht den Anspruch
auf Vollstaendigkeit. Veraenderungen und Ergaenzungen zu diesem Text sind
ausdruecklich gewuenscht.
Alle beschriebenen Funktionen beziehen
sich auf die Linuxversion der BayBox. Die Nutzbarkeit dieser Funktionen
haengt davon ab, ob der Rechner fuer den TCP/IP Zugriff konfiguriert
ist. Im einfachsten Fall ist dies die korrekte Einstellung aller Netzwerkparameter
und der Anschluss des Rechners an ein Lokales Netz mit Hilfe einer Netzwerkkarte.
Soll auf den Rechner auch via Packet Radio zugegriffen werden, muessen
zusaetzliche Module bzw. Programme installiert werden.
Das wohl bekannteste Paket heisst Wampes
und ist z.B. bei ftp://db0aab-bbs.ampr.org/local/linux
oder im Internet zu bekommen.
Will man auf ein externes Programm verzichten, kann man auch den AX25
Stack des Linux-Kernels verwenden. Diese Loesung benoetigt weniger
Ressourcen und ist voll in den Linux Kern integriert. Zur Parametrierung
werden die sogenannten ax25 Utils benoetigt (ftp://db0aab-bbs.ampr.org/pub/comp/os/linux/sunsite/apps/ham/ax25
oder im Internet).
Der einzige Nachteil dieser Loesung liegt in der etwas spaerlichen Dokumentation.
Auf der Benutzerseite empfehle ich das flex95 Paket, welches in
den Packet Radio Mailboxen unter flexnet zu finden ist.
Kann Euere Linux BayBox etwa immer noch
kein TCP/IP via ax25? Jetzt aber nix wie ran!
Ist der TCP/IP-Zugang via ax25 zu einem
BayBox-Rechner moeglich, kann es losgehen:
1. Die BayBox ueber Telnet
ansprechen
Diese Funktion macht aufgrund der hohen Laufzeiten
ueber Funk wenig Sinn. Jedoch innerhalb eines drahtgebundenen Netzes stellt
dies die beste Moeglichkeit dar, die BayBox zu erreichen.
Wie wirds gemacht? Die BayBox erwartet
normalerweise auf dem TCP Port 4719 einen Telnet Verbindungsaufbau. Dieser
Port kann ueber den Kommandozeilenparameter bcm -t [port] gesetzt werden.
Die Erreichbarkeit ueber Telnet kann durch Weglassen des [port] Wertes
abgeschaltet werden. Folgen wir zur Tat:
$ > telnet server 4719
Trying 172.16.1.1...
Connected to server.local.net.
Escape character is '^]'.
BayCom-Mailbox V1.39m (Linux)
DG9MHZ login:
dg9mhz password:
BayCom-Mailbox V1.39m (Linux) - Silly Valley - 01:10
Servus Deti, Helplevel=0, Zeilen=0, letzter Login 24.07.97 12:12
Inhaltsverzeichnis fuer DG9MHZ @DG9MHZ:
1296) DG9MHZ 24.07.97 11:03 13 #999 @DG9MHZ BayBox Demo
(12:13 DG9MHZ)-->
Ob ein Passwort und welches Passwort
eingegeben werden muss, haengt dabei von folgenden Aspekten ab:
rhosts.bcm - In dieser Datei werden
alle 'trusted hosts' eingetragen, damit sind die Namen oder IP-Adressen
von Rechnern gemeint, denen vertraut werden kann. Bei einer Telnetverbindung
eines Rechner, der in dieser Datei vermerkt ist, muss kein Passwort eingegeben
werden. Nach dem Login hat der Benutzer sofort Sysopstatus! Durch
den Sysopstatus ist der Befehl connect <path> moeglich.
Bei allen anderen Logins kann das Passwort
nur durch den Sysop gesetzt werden. Es gilt dabei der Parameter (A TTY).
Nach der korrekten Eingabe des Passwortes ist der Benutzer eingeloggt und
besitzt keinen Sysopstatus. Das Auslesen von Binaermails ist im Allgemeinen
nicht besonders sinnvoll.
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2. Der eingebaute und voll
interaktive HTTP Server
Im Gegensatz zu den meisten anderen Loesungen,
(CGI-Skript) besitzt die BayBox ein eingebautes HTTP Interface. Dadurch
laesst sich die Box voll interaktiv bedienen. Das bedeutet Befehle werden
direkt ausgefuehrt und Benutzer koennen sich unter ihrem eigenen Rufzeichen
einloggen. Der HTTP Server ist normalerweise auf dem TCP Port 8080 erreichbar.
Andere Werte lassen sich ueber die Kommandozeile setzen.
Bei der ersten HTTP Verbindung zu einer
BayCom Mailbox kommt ein kleines Fenster auf den Bildschirm. Dort wird
man aufgefordert einen Namen und ein Passwort einzugeben. Auch hier gelten
ein paar Konventionen bezueglich der Eingaben: Als Namen wird grundsaetzlich
das eigene Rufzeichen eingegeben. Beim Passwort trifft die BayBox
Software eine kleine, aber wichtige Unterscheidung:
-
Wird eine Verbindung vom localhost [127.0.0.1]
oder dem Packet Radio Netz aufgebaut, dann gilt als Passwort der in der
BayBox eingegebene Name des Benutzers. Durch diese Konvention muss den
Benutzern durch den Sysop kein Passwort eingetragen werden. Hat ein Benutzer
ein sog. User-password gesetzt, ist kein Login moeglich.
-
Bei Verbindungen aus anderen Netzen gilt grundsaetzlich
das TTY-Passwort.
Nach einem erfolgreichen Login setzt der HTTP
Server beim Benutzer ein Cookie. Das Cookie dient dazu, bei
einem spaeteren Login den Benutzer zu identifizieren und dadurch die Passwortabfrage
zu umgehen. Wird dem Browser verboten Cookies zu setzen, dann muss das
Passwort jedesmal auf Neue eingetippt werden.
Als Browser eignen sich in jedem Fall
die Produkte von Netscape bzw. Microsoft, allen anderen Browsern muessen
Frames unterstuetzen.
Die Funktionen der BayBox lassen sich
komplett fernbedienen, jedoch gibt es einige Ausnahmen:
-
Beim Senden von Nachrichten muss immer die
Referenz zu send angeklickt werden. Es hilft nichts, in der Befehlszeile
einen Send Befehl zu schreiben und dann auf Execute zu klicken.
-
Die Bedienung von interaktiven Runutilities
ist nicht moeglich.
-
Beim Empfang von Nachrichten werden Binaermails
automatisch umgesetzt. Dabei wird der Mimetype beachtet und
folgerichtig werden beispielsweise Mails mit einem binaer eingespielten
JPG-Bild automatisch angezeigt.
Alle anderen Funktionen sollten sich wie gewohnt
bedienen lassen.
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3. Die Mail-Funktionen ueber
SMTP und POP3
Die BayBox unterstuetzt seit der Version 1.39n
ein TCP/IP taugliches Mailinterface. Das bedeutet: Emails koennen via SMTP
in das Packet Radio Netz eingespielt werden, dabei werden die Mails automatisch
umgesetzt und an die Packet Radio Verhaeltnisse angepasst. Auch die umgekehrte
Richtung, naemlich das Abrufen der eigenen Mails via POP3 ist moeglich.
Auch hier erfolgt eine automatische Anpassung der Packet Radio Mails an
das uebliche Emailformat.
-
Der BayBox SMTP Server ist auf Port
8025 erreichbar. Andere Werte lassen sich ueber die Kommandozeile setzen.
Beim Versenden von Nachrichten ist es wichtig, die Absenderadresse korrekt
einzutragen. In meinem Fall muesste ich dg9mhz@db0aab.#bay.deu.eu
eintragen. Als moegliche Adressaten kommen Benutzer mit gueltigen Rufzeichen
oder Bulletin Boards in Frage. Vom SMTP Server werden pro Mail bis zu 100
verschiedene Empfaenger unterstuetzt, somit ist SMTP bei der BayBox ideal
fuer die Verteilung von Mailinglisten.
-
Zum Abrufen der eigenen Mails dient der BayBox
POP3 Server auf Port 8110. Wie ueblich, lassen sich
andere Werte ueber die Kommandozeile setzen. Das Abrufen von Mails erfordert
die Angabe eines Benutzernamens und Passwortes. Hier gelten die gleichen
Konventionen, wie beim HTTP Server. Durch die automatische Umsetzung der
Packet Radio Mails in Emails, verlieren die Mails keinerlei Information.
Binaerdateien und 7Plus Einspielungen werden
automatisch base64 kodiert. Ebenso automatisch wird der Mimetype
gesetzt. Ueber SMTP eingespielte Mails bleiben
von diesen Algorithmen unberuehrt und werden dadurch transparent
durchgereicht.
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4. Ein Konfigurationsbeispiel
An dieser Stelle moechte ich anhand des Netscape
Communicator's V4.01 ein Konfigurationsbeispiel fuer db0aab geben:
Zunaechst wird ueber den mitgelieferten
'User Profile Manager' ein neues Profil angelegt. Die nun folgenden Formulare
werden korrekt ausgefuellt:
Im Feld Namen bitte den
vollstaendigen Namen eingeben.
Deti Fliegl
Als Emailadresse gebe ich
Folgendes ein:
dg9mhz@db0aab.#bay.deu.eu
<weiter>
Das Profile nenne ich:
BayBox
<weiter>
Nun gebe ich nochmal meinen Namen
und Emailadresse ein.
In der Zeile SMTP Server trage
ich ein:
db0aab-bbs.ampr.org:8025
<weiter>
Der Mail Server User Name
ist:
dg9mhz
Als Incoming Mail Server
gebe ich an:
db0aab-bbs.ampr.org:8110
<weiter>
Im Feld NNTP Server kann
ich aus reinem Uebermut eingeben:
db0aab-bbs.ampr.org
<fertigstellen>
So das wars. Der Communicator wird gestartet
und nun Gehe ich nach: Edit/Preferences, waehle die Category
Mail&Groups/Mail Server
In der Zeile unter POP3
gibt es eine Checkbox zum Anklicken, neben der steht: Leave Messages
on server after retrieval
Ich klicke diese Box an, damit meine Packet
Radio Mails auch nach der Abholung ueber POP3 weiterhin in der BayBox verfuegbar
sind. Wer das nicht will, kann die Option auch ausgeschaltet lassen.
Hier endet das allgemeine Konfigurationsbeispiel.
Generell gilt: Wenn Euer TCP/IP Server keinen Nameserver besitzt (DNS),
dann muessen entweder jeweils die IP Adressen an Stelle der Domain Namen
direkt eingetragen werden oder ihr tragt in der Hosts Datei Eueres Betriebssystems
die IP Adressen und Namen per Hand ein.
-
Bei Windows findet sich die Datei unter \windows\hosts
-
Bei Windows NT unter \winnt\system32\drivers\etc\hosts
-
Bei Unix unter /etc/hosts
Bei db0aab-bbs.ampr.org ist ein Nameserver
installiert, deshalb reicht es im Netzwerksetup Eueres Betriebssystems
den Nameserver 44.130.56.162 einzutragen.
Als naechstes trage ich den Proxy
von db0aab-bbs.ampr.org ein. Unter Advanced/Proxies klicke
ich den Radio-Button Manual Proxy configuration an dann auf
view nun trage ich in das Formualr ein:
HTTP: db0aab-bbs.ampr.org und bei Port
8009
FTP: db0aab-bbs.ampr.org und bei Port
8009
So das war alles. Jetzt koennt ihr Euch so
richtig ins TCP/IP Getuemmel stuerzen.
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5. Der vernetzte Convers
Eigentlich stellt der vernetzte Convers keinen
Bestandteil der BayBox dar, sondern nur eine Extralocke eines Runutils
dar. Dadurch wird vorausgesetzt, dass bereits ein convers bzw ein convers-Daemon
auf dem System installiert ist.
Die Befehle ppconvers bzw.
wwconvers der BayBox werden ueber die beiden Parameter cmdppconv
und cmdwwconv konfiguriert.
Dabei wird einfach angegeben, wie der
jeweilige Convers-Client von der BayBox aus aufzurufen ist. Beim Aufruf
wird jeweils das Rufzeichen des aufrufenden Benutzers und die Zeichenfolge
nach dem Befehl angehaengt.
Beispiel:
cmdppconv convers -l %s -c %s
ppconvers 1000
Durch diesem Befehl landet der Benutzer im
ppconvers auf Kanal 1000, wird kein Kanal angegeben, gilt Kanal 4719.
Bis jetzt hatte die ganze Conversgeschichte
nichts mit TCP/IP zu tun - das soll sich nun aendern, schliesslich wollt
ihr doch den Convers auf Euerem Linuxrechner installieren, oder? Ich empfehle
in jedem Fall die neueste Version des pp-convers von Fred, dc6iq und Matthias,
dg2fef zu installieren (ftp://db0aab-bbs.ampr.org/pub/comp/os/linux/sunsite/apps/ham/convers
oder Internet).
Beim Kompilieren sollte darauf geachtet
werden, im Makefile folgende Defines anzugeben:
DEF7= -DSETLOGNAMES # allow users to set callsign with -l option
CDEF9= -DNO_SHELL # uncomment this if you don't want !-commands
Nach dem Kompilieren wird der Convers installiert
und konfiguriert. Hierzu bitte in der Dokumentation nachlesen. Nach der
Installation koennen sogar mehrere Convers-Daemons fuer verschiedene Netze
installiert werden. Dabei gelten defaultmaessig folgende Ports:
conversd auf 3600 und wconversd
auf 3610.
Bei db0aab-bbs.ampr.org sind diese beiden
Convers-Daemons installiert und auch ausserhalb der BayBox per TCP/IP erreichbar.
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6. Nachwort
Wieso bin ich gemein, wenn ich Euch jetzt
den Mund waessrig gemacht habe und ihr immer noch kein TCP/IP machen koennt?
Es liegt ausschliesslich an Euch und deswegen macht Euch an die Arbeit!
Ich moechte jedoch an dieser Stelle
bemerken, dass ich nicht Euer Kummerkasten oder Euere Beratungsstelle fuer
TCP/IP Probleme bin. Weil mir staendig aehnliche Fragen gestellt wurden,
habe ich naemlich diesen Text verfasst.
Viel Spass mit TCP/IP rund um die BayBox
Euer Deti
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