Zehntausende Truthähne geschlachtet / Vogelgrippe erreicht Großbritannien
Auf einer der größten Geflügelfarmen Europas in
Großbritannien ist die Vogelgrippe ausgebrochen. Aus Angst
vor einer Weiterverbreitung des besonders gefährlichen Virus
H5N1 wurden in der südostenglischen Grafschaft Suffolk am
Wochenende mehrere zehntausend Truthähne notgeschlachtet.
Zuvor waren in dem Mastbetrieb bereits 2500 Vögel an der
Krankheit verendet. Rund um die Anlage gelten strenge
Schutzmaßnahmen. Die Vogelgrippe-Gefahr für Menschen wurde
von den Behörden am Sonntag jedoch weiterhin als gering
eingeschätzt.
Laut einem Zeitungsbericht verendeten die ersten
Truthähne bereits am Dienstag. Erst zwei Tage später seien
die Behörden informiert worden, schrieb der "Sunday
Telegraph".
Bei dem Virus H5N1 handelt es sich um die so genannte
asiatische Variante der Vogelgrippe, die auch für Menschen
tödlich sein kann. Vorsichtshalber wurden mehrere Dutzend
Arbeiter, die auf der Farm in der Nähe der Gemeinde Holton
mit dem Geflügel in Kontakt kamen, mit Medikamenten
versorgt. Vor einigen Tagen war das Virus H5N1 bereits in
Ungarn wieder aufgetaucht. Dies waren die ersten
Vogelgrippe-Fälle in Europa in diesem Winter. Weltweit
starben an dem Virus bereits mehr als 160 Menschen, die
meisten davon in Asien.
Insgesamt müssen in dem englischen Mastbetrieb mehr als
160 000 Truthähne geschlachtet werden. Die meisten Tiere
wurden vergast und anschließend verbrannt. Vermutet wird,
dass die Krankheit durch einen Wildvogel auf die
Geflügelfarm eingeschleppt wurde. Die britische
Gesundheitsministerin Patricia Hewitt sagte am Sonntag in
einem Fernsehinterview, das Risiko einer Weiterverbreitung
der Seuche sei "sehr gering". "Aber wenn es dazu kommt, kann
es sehr ernst werden."
Die ersten toten Puten waren in einem der Ställe am
vergangenen Dienstag entdeckt worden. Erst am Samstag kam
dann aber die offizielle Bestätigung, dass es sich um das
Virus H5N1 handelt. Rund um den Betrieb gilt nun eine
Drei-Kilometer-Schutzzone, innerhalb derer alle Vögel
getestet werden müssen. Der Zugang wird streng kontrolliert.
Wer sich innerhalb der Zone aufhält, muss Schutzkleidung
tragen. Alle Autos müssen desinfiziert werden, alle
Vogelausstellungen in der Umgebung wurden verboten.
Darüber hinaus wurde am Sonntag in der gesamten Region
untersagt, Zuchtvögel mit wilden Vögeln in Kontakt kommen zu
lassen. Das Verbot gilt für eine Fläche von mehr als 2000
Quadratkilometern. Die britische Regierung bezeichnete das
Risiko einer Weiterverbreitung der Viren auf Menschen jedoch
als gering. Es gebe keinerlei Grund für eine Panik. Der
stellvertretende Chef-Veterinär des Umweltministeriums,
Andrew Landeg, sagte: "Es besteht gute Hoffnung, dass wir
die Seuche unter Kontrolle halten können."
Auf der betroffenen Farm werden Truthähne gezüchtet, die in
britischen Supermärkten verkauft werden. Eigentümer Bernard
Matthews war für einen Kommentar nicht zu erreichen. Der
76-Jährige kommt mit der Geflügelzucht auf einen
Jahresumsatz von 400 Mill. Pfund (rund 600 Mill. Euro). Nach
Auskunft von Experten besteht beim Verzehr des Fleisches
jedoch keine Gefahr.
HANDELSBLATT, Sonntag, 4. Februar 2007, 15:48 Uhr