UN-Expertentreffen: Vogelgrippe in 45 Ländern nachgewiesen
Das gefürchtete Vogelgripppe-Virus hat sich nach Angaben der
Vereinten Nationen in diesem Jahr rasend schnell verbreitet. Der
Uno-Koordinator für Grippeerkrankungen warnt jetzt vor einer
Pandemie.
NEW YORK. Das Vogelgrippe-Virus hat nach Angaben der
Vereinten Nationen in 45 Ländern bisher mehr als 100 Menschen
getötet. Der UN-Koordinator für Grippeerkrankungen, David
Nabarro, sagte am Mittwoch in New York, zwischen 2003 und 2005
sei der Erreger H5N1 in 15 Ländern festgestellt worden. In den
ersten vier Monaten dieses Jahr habe sich das Virus dann auf 30
weitere Staaten ausgebreitet. Nabarro äußerte sich während eines
UN-Expertentreffens.
Er erklärte weiter, nach aktuellen Erkenntnissen hätten sich
mehr als 200 Menschen mit der Vogelgrippe infiziert.
Wahrscheinlich seien es jedoch noch viel mehr. Wegen des Virus
hätten 200 Millionen Vögel getötet werden müssen, den
betroffenen Ländern sei ein Schaden von rund 20 Milliarden
Dollar entstanden, während Millionen Bauern in die Armut
abgerutscht seien. Außerdem kämpft die Geflügelindustrie seinen
Worten zufolge mit einem Rückgang der Nachfrage sowie mit Ein-
und Ausfuhrbeschränkungen. Nabarro erklärte, Zugvögel könnten
H5N1 über weite Strecken weitertragen, ohne selbst Symptome zu
zeigen.
Das Virus benötige nur zwei oder drei Mutationen in seinem
genetischen Code, um von Mensch zu Mensch übertragen werden zu
können und so eine Pandemie auszulösen, sagte Nabarro. Auf eine
solche Entwicklung müsse sich die Welt vorbereiten. Er arbeite
mit der Welternährungsorganisation (FAO) und der
Weltorganisation für Tiergesundheit zusammen, um die
Veterinär-Dienste zu verbessern. Dies sei in den vergangenen
Jahren vernachlässigt worden.
HANDELSBLATT, Donnerstag, 27. April 2006, 08:49 Uhr