Fundort des infizierten Bussards unklar / Frau in China gestorben

Beim Einsatz gegen die Vogelgrippe in Berlin ist es zu einer schwer wiegenden Panne gekommen. Die Behörden können den Fundort des mit dem H5N1-Virus infizierten Mäusebussards nicht mehr feststellen, weil seine Kennnummer mit der eines anderen toten Vogels verwechselt wurde.
BERLIN. Der Fundort sei nicht mehr eindeutig zuzuordnen, sagte eine Sprecherin der Gesundheitsverwaltung am Sonntag der dpa. Daher wurde vorsorglich das gesamte Berliner Stadtgebiet zum Geflügelpest-Beobachtungsgebiet erklärt. In Deutschland wurden weitere Vögel mit der Krankheit entdeckt. An den Folgen ihrer Vogelgrippe-Infektion starb in China eine 29 Jahre alte Frau.
Berlin hatte am Freitag als siebtes Bundesland einen Vogelgrippe- Fall gemeldet. "Auf der Tüte, in die der tote Vogel verpackt worden war, stand zwar eine Adresse. Die Mitarbeiter, die an diesem Ort einen toten Vogel geborgen haben, gaben aber an, sie hätten dort einen Eichelhäher gefunden", sagte die Sprecherin. Zunächst hieß es, der Vogel sei auf der Terrasse eines Einfamilienhauses im Bezirk Marzahn-Hellersdorf entdeckt worden. "Von der Einrichtung eines Beobachtungsgebietes sind die meisten Menschen in Berlin aber nicht direkt betroffen", sagte die Sprecherin. "In einem Beobachtungsgebiet gelten die Restriktionen nur für Geflügelhalter und Geflügelprodukte."
In Nürnberg ist das Virus nach Angaben der Behörden bei einem Greifvogel festgestellt worden. Auch im Landkreis Ansbach, ebenfalls in Mittelfranken, trat am Samstag ein neuer Fall auf. Die H5N1-Infektion sei bei einem toten Schwan entdeckt worden, sagte der Leiter des zuständigen Veterinäramtes. In beiden Fällen wird noch geprüft, ob die Tiere an der hoch ansteckenden Asia-Variante erkrankt waren. Auch in Schleswig-Holstein traten zwei neue Fälle von Vogelgrippe auf, gab das Landwirtschaftsministerium in Kiel am Samstag bekannt.
Eine Frau in Schanghai starb nach Angaben des chinesischen Gesundheitsministeriums an der Vogelgrippe. Die 29-jährige Wanderarbeiterin sei mit dem gefährlichen Virus H5N1 infiziert gewesen, Todesursache sei Lungenentzündung gewesen, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Samstag mit. Es werde untersucht, wie sich die Frau angesteckt habe. Dies sei die erste Infektion eines Menschen mit der Vogelgrippe in der ostchinesischen Hafenmetropole Schanghai. Bislang sind elf Todesfälle aus China gemeldet. Weltweit sind laut der Weltgesundheitsbehörde 105 Menschen an einer Ansteckung mit H5N1 gestorben (Stand 24. März).
Die Behörden in Israel schlossen eine Woche nach dem Ausbruch der Vogelgrippe die Massentötung von Geflügel in mehreren Agrarbetrieben ab. Insgesamt seien zur Seuchenbekämpfung mehr als eine Million Tiere vergiftet und beseitigt worden, berichteten israelische Medien am Samstag. Das Virus H5N1 war in sechs Geflügelfarmen nachgewiesen worden. Geflügelzüchter haben staatliche Hilfe gefordert, um die Schäden zu begrenzen. Die Vogelgrippe hat auch auf den Gazastreifen und das Westjordanland übergegriffen.
Unterdessen kritisierte Verbraucherschutzminister Horst Seehofer (CSU) den Weltfußballverband FIFA für das geplante Verbot von Geflügelfleisch in den WM-Stadien in Deutschland. "Diese Entscheidung ist für mich völlig unverständlich", sagte Seehofer der Zeitschrift "Super Illu". Bisher sei die Vogelgrippe bei Geflügel lediglich in Wildvogelbeständen nachgewiesen worden, nicht aber bei Nutztiergeflügel. Die Fifa sollte ihre Entscheidung überdenken. Das habe er deren Präsident Sepp Blatter auch in einem Brief mitgeteilt.

HANDELSBLATT, Samstag, 26. März 2006, 16:50 Uhr


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