Bund hofft auf Breitband-Impfstoff gegen Vogelgrippe bei Menschen

Von Barbara Gillmann

Die Bundesregierung erhöht die Mittel zur Entwicklung eines Impfstoffes gegen die Vogelgrippe bei Menschen. Ziel ist ein "Breitband-Impfstoff" gegen alle bisher bekannten Varianten des Virus H5N1, sagte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD).
BERLIN. Damit sei auch vor dem möglichen Ausbruch einer Vogelgrippe-Pandemie unter Menschen eine "vorbeugende Impfung" möglich. Ob dies freiwillig oder womöglich verpflichtend geschehen soll, könne man erst "dann entscheiden, wenn der Impfstoff da ist", sagte Schmidt.
Das werde jedoch frühestens Ende 2007 sein, sagte der Chef des Robert-Koch-Instituts, Reinhard Kurth. Sein Kollege Thomas Mettenleiter vom Friedrich-Loeffler-Institut ist pessimistischer: Das sei "noch viel Zukunftsmusik". Die Entwicklung sei derzeit "noch im Stadium der Grundlagenforschung".
Der neue Ansatz bei der Impfstoffentwicklung ist Teil eines gemeinsamen Forschungspakets von Gesundheits-, Verbraucherschutz- und Forschungsministerium im Umfang von 60 Mill. Euro über vier Jahre. Angestoßen durch teilweise schon bisher geflossene Fördergelder, beginne nun auch die Pharmaindustrie, "massiv in die Impfstoffentwicklung zu investieren", berichtete Kurth. Das sei auch nötig, da insgesamt das Zehnfache der Fördermittel nötig sei.
Daneben soll die Förderung generell die Erforschung von Krankheiten verbessern, die von Tieren auf Menschen übertragen werden - also etwa die Vogelgrippe aber auch BSE. Zudem sollen dafür Tier- und Humanmediziner intensiver kooperieren. Ein Schwerpunkt ist die Epidemiologie, also die Frage, warum sich das Virus wie ausbreitet, wo es noch sehr große Lücken gibt.
Daneben erhofft man sich neue Schnelltests, denn heute braucht der Nachweis von H5N1 noch viele Stunden. Ziel sei zudem ein Impfstoff für Haustiere, etwa für Katzen. Impfstoffe für Geflügel gibt es, sie sind aber umstritten, weil die Tiere das Virus bislang trotzdem weitergeben.
Kritisch wertete Bundesverbraucherschutzminister Horst Seehofer die Nachricht, dass die Fifa bei der WM in Deutschland keine Geflügelprodukte anbieten will. Er erinnerte daran, dass es bislang in Europa keine Vogelgrippe bei Hühnern gebe und ein Virus zudem bei 70 Grad zerstört würde.

HANDELSBLATT, Donnerstag, 23. März 2006, 09:33 Uhr


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