Vogelgrippe weitet sich auf sechs Bundesländer aus
Die Vogelgrippe hat sich auf Niedersachsen ausgeweitet und damit
das Bundesland mit den größten Nutzgeflügelbeständen erfasst.
Die Angst unter den Geflügelhaltern wächst. Allerdings
widersprach das Landesagarministerium Berichten, wonach bei
einer an Vogelgrippe verendeten Wildgans bereits die
hochaggressive asiatische Variante Virus nachgewiesen worden
sei.
Die Graugans war vor einer Woche im Landkreis
Soltau-Fallingbostel gefunden worden. Niedersachsens
Landwirtschaftsminister Ehlen sagte, nun gelte es alles zu tun,
um die Einschleppung der Vogelgrippe in die Nutzgeflügelbestände
zu vermeiden. Mit etwa 72 Millionen Hühnern, Enten, Gänsen und
Puten werden in Niedersachsen etwa 60 Prozent des gesamten
Nutzgeflügels in Deutschland gehalten.
Im Sperrbezirk um den Fundort der Wildgans herum befinden sich
nach Angaben des Ministeriums nur 14 Geflügelhalter mit 433
Tieren. Deren Geflügel müsse möglicherweise getötet werden. Die
großen Geflügelbetriebe konzentrieren sich im Nordwesten des
Landes, der Fundort dagegen liegt im äußersten Nordosten. Der
Vorsitzende des Landesgeflügelwirtschaftsverbandes, Wilhelm
Hoffrogge, plädierte im NDR für ein Freilaufverbot für Katzen
und einen Leinenzwang für Hunde in ganz Niedersachsen.
Das Friedrich-Loeffler-Institut habe das H5N1-Virus bei der
Graugans am Samstag bestätigt, sagte Ministeriumssprecher Gert
Hahne. Nach einem Augenzeugenbericht sei die Wildgans im Flug
abgestürzt und habe nur etwa eine Stunde auf offenem Feld
gelegen. Der Sprecher wies Berichte zurück, dass als Erreger die
hochansteckende asiatische Variante festgestellt worden sei. Um
welchen Typ es sich handele, werde frühestens Montag klar sein.
Niedersachsen ist nach Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg,
Bayern, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein das sechste
Bundesland, in dem die Vogelgrippe nachgewiesen wurde. Bei einer
im niederbayerischen Straubing verendeten Wildente wurde am
Samstagabend das H5N1-Virus nachgewiesen, womit sich die Zahl
der Vogelgrippefälle in Bayern auf sechs erhöhte.
Am Freitag war das Virus zum ersten Mal bei einem Vogel
festgestellt worden, der in einer Großstadt gefunden wurde.
Trotz des Fundes in Mannheim schloss Bundesagrarminister Horst
Seehofer eine Gefährdung der Fußball-WM im Sommer aus. "Da sehe
ich nicht mal eine theoretische Gefahr", sagte er der "Bild am
Sonntag". Es sei unvermeidlich, dass nach Funden auch in
Großstädten Sperr- und Beobachtungszonen eingerichtet würden.
Diese seien aber zeitlich befristet. Wie lange Deutschland mit
der Seuche leben müsse, könne niemand vorhersagen.
Seit Samstag gelten in Deutschland neue Schutzmaßnahmen
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) kritisierte nach
einem Bericht der "Bild am Sonntag" Pläne der Krankenkassen für
den Umgang mit Vogelgrippe-Verdachtsfällen bei Menschen. In
derartigen Fällen müsse der Arzt zuerst schriftlich eine
Kostenübernahme-Erklärung bei der Kasse einholen. "Die Regelung
haben die Spitzenverbände der Krankenkassen durchgesetzt", sagte
KBV-Sprecher Roland Stahl dem Blatt.
Seit Samstag gelten in Deutschland neue Schutzmaßnahmen, um eine
Ausbreitung der Vogelgrippe einzudämmen. Neben dem
Freilaufverbot für Katzen und Leinenzwang für Hunde in den
Schutzzonen dürfen in einer drei Kilometer weiten Sperrzone um
Fundstellen herum außer Veterinären und Behördenvertretern keine
Fremden die Geflügelställe betreten.
HANDELSBLATT, Sonntag, 05. März 2006, 15:27 Uhr