H5N1 auch in Holstein und am Bodensee

Mecklenburg-Vorpommern ist nicht länger das einzige deutsche Bundesland, das sich mit der Vogelgrippe herumplagen muss: Das Virus mit dem Code H5N1 ist auch in Schleswig-Holstein um in Baden-Württemberg nachgewiesen worden. Nun wird untersucht, ob es sich um die gefährliche H5N1-Variante handelt.
Das nationale Vogelgrippe-Referenzlabor, das Friedrich-Loeffler-Institut auf der Ostseeinsel Riems, teilte am Freitag mit, die Vogelgrippe-Variante H5N1 sei bei einer Wildente am Bodensee und zwei Wildenten im Osten Schleswig-Holsteins nachgewiesen worden. Es stehe aber noch nicht fest, ob es sich um die gefährliche (hoch pathogene) oder um eine niedrig pathogene Variante handele, sagte die Sprecherin des Instituts, Elke Reinking. Die Tests zur Unterscheidung liefen, Ergebnisse seien Anfang nächster Woche zu erwarten.
Reinking ergänzte, die ungefährliche H5N1-Variante tauche häufig bei europäischen Wasservögeln auf und habe nichts mit dem auch für Menschen gefährlichen asiatischen Typ zu tun. Das schleswig-holsteinische Landwirtschaftsministerium erklärte, die beiden toten Enten seien im Kurpark in Timmendorf und im Marinehafen in Neustadt an der Ostsee entdeckt worden. Zu dem Fall am Bodensee erklärte das Landwirtschaftsministerium in Stuttgart, es handele sich um eine Tafelente, die verendet aufgefunden worden sei.
Die auch für Menschen potenziell gefährliche hoch pathogene H5N1-Variante war am 15. Februar erstmals in Deutschland nachgewiesen worden: Zwei auf Rügen tot aufgefundene Schwäne waren mit dem Virus infiziert. Am Sonntag hatte das Virus das Festland von Mecklenburg-Vorpommern erreicht, seit Donnerstag stand fest, dass der Errger auf dem Weg nach Westen ist: Eine auf der Insel Walfisch in der Wismarer Bucht tot aufgefundene Reiherente nach mit H5N1 infiziert.
Der Verdacht, dass das hochpathogene Virus in einen ersten Hausgeflügelbestand eingedrungen ist, hatte sich am Donnerstag jedoch nicht bestätigt: Das Friedrich-Loeffler-Institut teilte mit, ein bereits getöteter Hühnerbestand mit 50 Tieren im Ort Putbus auf Rügen sei nicht infiziert gewesen.Es lägen weiterhin nur Nachweise über H5N1 bei Wildvögeln vor.
Auf Rügen begannen am Freitagmorgen mehr als 200 neue Soldaten ihren Vogelgrippe-Einsatz. Sie ersetzen 250 Soldaten, die bereits seit einigen Tagen auf der Insel gearbeitet hatten. Mit Sturmbooten suchen die Soldaten die küstennahen Gebiete nach weiteren toten Vögeln ab, sagte Bundeswehrsprecher Jörg Schrader. Das Technische Hilfswerk bahnt sich nach eigenen Angaben wieder mit einem Luftkissenboot einen Weg durch unwegsames Gelände wie Schilf. Mehr als 800 Helfer sind im Einsatz.
Unterdessen wurde auf einer französischen Putenfarm ein Vogelgrippe-Virus der H5-Gruppe nachgewiesen. Unklar ist noch, ob es sich um den auch für Menschen gefährlichen Erreger H5N1 handelt, wie der französische Landwirtschaftsminister Dominique Bussereau am Freitag mitteilte. Falls sich dieser Verdacht bestätigt, wäre der in Frankreich bislang nur bei Wildvögeln festgestellte Erreger auch auf Nutztiere übergesprungen. Betroffen ist ein Zuchtbetrieb mit 11 000 Puten im Departement Ain nahe Lyon. Frankreich ist der größte Geflügelproduzent der EU.

HANDELSBLATT, Freitag, 24. Februar 2006, 11:13 Uhr


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