Stallpflicht für Geflügel / Die Niederlande sind besonders streng
Die Niederländer waren im vergangenen August die ersten in
Europa, die eine Stallpflicht für Geflügel verhängt haben. Zwar
hat Landwirtschaftsminister Cees Veerman diese am 1. Januar 2006
wieder aufgehoben. Aber die Niederländer bleiben besonders
streng im Umgang mit der Vogelgrippe: Kompletter Importstopp für
unbehandeltes Geflügel aus Ländern, in denen bereits Geflügel
mit dem Virus H5N1 infiziert wurde, verschärfte Kontrollen an
den Flughäfen und besondere Regeln für Geflügelhalter.
Die Niederländer sind gebrannte Kinder, denn sie
haben bereits 2003 sehr unter einer Vogelgrippenwelle gelitten.
Damals handelte es sich um H7N7, einen weniger gefährlichen
Virus als das jetzt aktive H5N1. Dennoch mussten 30 000 Vögel
getötet werden, auch ein Tierarzt starb. So etwas wollen die
Niederländer nicht noch einmal erleben.
Reisende aus der Türkei werden daher an den Flughäfen stärker
kontrolliert als bisher und zusätzlich über mögliche Kontakte zu
Vögeln befragt. Überall liegen Flugblätter mit Virus-Infos aus.
Neben dem totalen Importstopp für lebende Vögel müssen alle
Fahrzeuge, die aus Ländern kommen, in denen die Vogelgrippe
ausgebrochen ist, bei Ankunft komplett desinfiziert werden.
Die niederländische Regierung führt zudem Gespräche mit der
Türkei. Landwirtschaftsminister Veerman will seine türkischen
Kollegen überzeugen, Desinfektionsmatten an den Flughäfen
auszulegen, um eine Verschleppung des Erregers auf diesem Wege
zu vermeiden, und bot auch finanzielle Hilfe dafür an.
Die Stallpflicht wurde nur vorübergehend aufgehoben, "weil
zurzeit kein Risiko von Zugvögeln besteht", heißt es im
Landwirtschaftsministerium. Nach wie vor darf das Federvieh im
Polderland aber nicht im Freien gefüttert werden. Auch die
Tränke muss überdacht sein, und die Vögel sollen kein
Regenwasser trinken. Aber spätestens im Frühjahr, wenn die Vögel
aus dem Süden zurück kommen, müssen wahrscheinlich auch die
niederländischen Hühner, Enten und Gänse zurück in den Stall.
HANDELSBLATT, Montag, 23. Januar 2006, 08:44 Uhr