Weitere Vogelgrippe-Tote in der Türkei

Kurz vor einer Geberkonferenz der Vereinten Nationen (UN) ist die Zahl der durch die Tierseuche getöteten Menschen weiter gestiegen. Im Osten der Türkei starb ein zwölfjähriges Mädchen vermutlich an der Infektionskrankheit. Labortests müssen nachweisen, ob sie der gefährlichen Virusvariante H5N1 zum Opfer fiel.
Damit würde sich die Zahl der Toten durch das gefährliche Vogelgrippevirus in der Türkei auf vier erhöhen, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntag. In Indonesien kletterte die Zahl der bestätigten Todesfälle durch das Virus H5N1 auf zwölf. Bei der Konferenz am 17. und 18. Januar in Peking wollen die UN 1,1 Milliarden Euro für den Kampf gegen die Seuche sammeln. In Belgien stellte sich ein Verdacht auf Vogelgrippe bei einem Menschen am Samstag als Fehlalarm heraus.
In der Türkei müssen Labortests noch nachweisen, ob die Zwölfjährige mit dem aggressiven Virus H5N1 infiziert war. Das Mädchen, das den Angaben zufolge am Sonntag in der osttürkischen Stadt Van starb, stammte aus der Region Dogubeyazit - und damit aus der selben Region, aus der in der ersten Januarwoche drei Geschwister an dem Vogelgrippevirus gestorben waren. Zwei der Todesfälle gingen nachweislich auf die Ansteckung mit dem aggressiven H5N1-Virus zurück. Der fünf Jahre alte Bruder des Mädchens wird derzeit weiter wegen des Verdachts auf Vogelgrippe behandelt. Sein Zustand war zeitweise kritisch.
Die USA schicken weitere Vogelgrippe-Experten in die Türkei. Das neue Team soll nach Angaben des Außenministeriums an diesem Montag in Ankara eintreffen und den Behörden am Ort bei der Kontrolle der Krankheit helfen. Eine Delegation des nationalen Gesundheitsamtes (CDC) reiste in die Türkei. Die USA haben im vergangenen Jahr 330 Millionen Dollar für den Kampf gegen die Vogelgrippe in anderen Ländern zur Verfügung gestellt.
Für Indonesien wies die Weltgesundheitsorganisation WHO die Infektion einer 29 Jahre alten Frau mit dem Virustyp H5N1 durch eigene Tests nach, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Jakarta am Samstag mit. Das Opfer stammte aus dem Osten der indonesischen Hauptstadt und war am Mittwoch gestorben.
Bei der Vorsorge gegen die Vogelgrippe geht die Bundesregierung nach Ansicht von Bayerns Gesundheitsminister Werner Schnappauf (CSU) zu langsam vor. Er habe Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) schriftlich aufgefordert, "bei der Impfstoff-Vorsorge einen Gang zuzulegen", sagte er der "Welt am Sonntag". Das Gesundheitsministerium wies die Vorwürfe zurück. Die Regierung in Berlin habe alle nötigen Vorbereitungen getroffen habe, um einen Impfstoffprototyp entwickeln zu lassen. Das Thema Impfstoff eigne sich nicht zur parteipolitischen oder persönlichen Profilierung, sagte ein Sprecher am Samstag.
Die von dem Erreger H5N1 hervorgerufene Vogelgrippe ist eine Tierseuche, die bisher nicht in einer Infektionskette von Mensch zu Mensch übertragen wird. In der Türkei war die Seuche im Dezember ausgebrochen. Weltweit starben an dem Virus bisher laut WHO rund 80 Menschen. Schwerpunkt der Seuche ist Asien. Zu der internationalen Geberkonferenz in Peking werden mehr als 90 Staaten und 25 internationale Organisationen erwartet. Außer um Geldzusagen wird es dort auch um Streitfragen gehen wie etwa der Debatte um eine eventuelle Finanzierung von Massenimpfungen von Geflügel.

HANDELSBLATT, Sonntag, 15. Januar 2006, 15:39 Uhr


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