Offenbar drittes Vogelgrippe-Opfer in der Türkei
In der Türkei ist offenbar ein drittes Kind an der Vogelgrippe
gestorben. Wieder ist jene Familie betroffen, die bereits zwei
Todesfälle zu beklagen hat. Die Kinder hatten nach Erkenntnissen
der behandelnden Ärzte mit Hühnern gespielt.
Nach Angaben der türkischen Behörden handelt es sich um
ein elf Jahre altes Mädchen, deren Schwester und deren Bruder
bereits zweifelsfrei an der Vogelgrippe gestorben sind. In
türkischen Labors war das Virus bei den beiden bereits
nachgewiesen worden. Ob es sich um den gefährlich Virus H5N1
handelte, wird derzeit im EU-Referenzlabor in England
untersucht. Bei der Elfjährigen stehen die
Untersuchungsergebnisse noch aus. In der Klinik wird noch ein
weiteres Kind der Familie behandelt, ein sechsjähriger Junge.
Nach Angaben der behandelnden Ärzte spielten die Jugendlichen
mit den Köpfen toter Hühner. Sie hätten die Hühnerköpfe wie
Bälle umhergeworfen, sagte Dr. Ahmet Faik Öner der Zeitung
"Sabah". 23 Personen würden derzeit wegen Vogelgrippe-Symptomen
behandelt, sagte Klinik-Chef Huseyin Avni Sahin. "15 von ihnen
liegen im Bett. Einer ist in einem kritischen Zustand. Acht
können aufstehen. Die meisten von ihnen sind Kinder." Im Osten
der Türkei gibt es nach Angaben des zuständigen Ministeriums zur
Zeit fünf nachgewiesene Herde von Vogelgrippe. Die Behörden
töten in der Region inzwischen vorsorglich Hühner und andere
Geflügeltiere getötet, um eine Ausbreitung der Krankheit zu
vermeiden.
Die verstorbenen Kinder sind die ersten bekannten Todesopfer
außerhalb der Regionen Südostasien und China, wo seit 2003 74
Menschen an der gefährlichen Virus-Variante H5N1 gestorben sind.
Alle Opfer sollen direkten Kontakt mit Geflügel gehabt haben.
Experten fürchten, das Virus könnte sich verändern und von
Mensch zu Mensch übertragen werden. Dies könnte eine weltweite
Epidemie auslösen, die das Leben von Millionen Menschen bedroht.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist durch die
jüngsten Fälle eine Pandemie aber nicht wahrscheinlicher
geworden.
HANDELSBLATT, Freitag, 06. Januar 2006, 09:38 Uhr