Ukraine: Die Vogelgrippe meldet sich zurück
KIEW. Die ukrainisch Regierung reagierte am Samstag mit
scharfen Maßnahmen. Sie schickte Soldaten des Innenministeriums
in die Region auf der Krim-Halbinsel und ordnete dort die Tötung
allen Geflügels an. Ob es sich bei dem Virus um die auch für den
Menschen gefährliche Variante H5N1 handelt, war zunächst unklar.
Das Landwirtschaftsministerium erklärte, es handele sich um
einen hoch ansteckenden Virus, "Die Vögel sterben daran
innerhalb von zwei bis acht Stunden."
Bewohner der Region erklärten, bereits seit Monaten sei das
Geflügel an einer rätselhaften Krankheit gestorben. Die Tiere
seien dann einfach auf die örtliche Müllkippe geworfen worden.
Gesundes Geflügel sei weiterhin gegessen, krankes entweder
weggeworfen oder vergraben worden. Zum Teil seien die toten
Hühner dann von streunenden Hunden gefressen worden.
Nach Angaben des ukrainischen Landwirtschaftsministeriums haben
erste Untersuchungen ergeben, dass es sich bei dem Ausbruch um
die Virusgruppe H5 handelt. "Es ist möglich, dass dieses Virus
auch für den Menschen gefährlich ist", sagte ein Sprecher.
Weitere Proben seien zur Untersuchung in ein britisches Labor
geschickt worden. Fünf Dörfer seien zum Sperrbezirk erklärt
worden. Zudem werde es eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit in
einer Zone von 10 Kilometern geben, in der die Halbinsel in das
Schwarze Meer hineinrage. Dort ist ein großer Ruheplatz für
Millionen Zugvögel.
Die Regierung ordnete an, innerhalb von vier Tagen alles
Geflügel in dem Gebiet zu töten. Zudem soll der Verkauf von
privat gehaltenem Geflügel verboten, Höfe strenger kontrolliert
und Transport-Bestimmungen verschärft werden.
Weltweit sind bislang rund 70 Menschen an der Vogelgrippe
gestorben. Die Krankheit wird durch Kontakt mit infiziertem
Geflügel übertragen. Experten befürchten, das Virus könnte
mutieren und dann von Mensch zu Mensch übertragbar werden. In
Indonesien erlag nach Angaben des Gesundheitsministeriums eine
25-jährige der Krankheit. Sie sei in dieser Woche gestorben. Ein
Labor in Hongkong habe den Erreger nachgewiesen. Es war der
achte Fall tödlicher Vogelgrippe in dem Land.
In Vietnam wurden erneut hunderte verendete Vögel gefunden. In
der Hafenstadt Haiphong und in der Provinz Thanh Hoa starben
nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums rund 350 Vögel an
der Krankheit. Mehr als 20 000 Vögel seien daraufhin getötet
worden. Nach dem Fund von rund 80 toten Hühnern und Enten in der
Provinz Quang Ninh seien 2000 Vögel getötet worden. Seitdem das
Vogelgrippe-Virus in Vietnam Anfang Oktober erneut auftrat, sind
dort fast zwei Millionen Vögel getötet worden.
HANDELSBLATT, Sonntag, 04. Dezember 2005, 09:44 Uhr