Massensterben bei Geflügel / Neue Vogelgrippe-Fälle in China
PEKING/PUSAN/ATHEN. Wie die amtliche Nachrichtenagentur
Xinhua am Sonntag berichtete, sind die zentralchinesische
Provinz Hubei und im Norden das Gebiet der Inneren Mongolei nun
ebenfalls von der Vogelgrippe betroffen. In Hubei seien auf
einem Bauernhof der Stadt Shishou 3500 Gänse an der Krankheit
verendet. Im Umkreis von drei Kilometern rund um den Bauernhof
seien zudem als Vorsichtsmaßnahme 3800 Geflügeltiere
geschlachtet worden. In der Inneren Mongolei seien knapp 180
Geflügeltiere gestorben und mehr als 3200 weitere geschlachtet
worden. Gesundheitsminister Gao Qiang sagte der Agentur zufolge,
China habe die Vogelgrippe weitgehend unter Kontrolle gebracht.
Die auch für den Menschen gefährliche Variante der Vogelgrippe,
der Erregerstamm H5N1, war in China zuvor bereits in mindestens
sechs Provinzen ausgebrochen. China hat in den vergangenen
Monaten unter Hochdruck versucht, eine weitere Ausbreitung zu
verhindern. In der vergangenen Woche wurde ein Impfprogramm für
Mrd. von Vögeln angekündigt.
Am Mittwoch war erstmals auch in China der Vogelgrippe-Virus
beim Menschen nachgewiesen worden. Die Entdeckung schürte neue
Sorgen über eine weltweite Ausbreitung der Krankheit, an der
Experten zufolge Mill. Menschen sterben könnten. In Asien hat
die Krankheit inzwischen bereits mehr als 60 Menschen das Leben
gekostet, vor allem in Thailand und Vietnam. Experten fürchten
vor allem, dass das Virus mutieren und von Mensch zu Mensch
übertragbar werden könnte.
China ist mit 1,3 Mrd. Bürgern das bevölkerungsreichste Land der
Erde. Die Volksrepublik war für ihre Reaktion auf die
Lungenkrankheit Sars in die Kritik geraten, die 2003 im Süden
Chinas erstmals aufgetreten war und sich dann über Hongkong in
ganz Asien und auch in Nordamerika ausgebreitet hatte. An Sars
starben Hunderte Menschen. China wird vorgeworfen, das Ausmaß
der Krankheit verschleiert zu haben.
USA und China wollen gegen Vogelgrippe kämpfen
Die USA und China unterzeichneten am Sonntag in Peking beim
Besuch von US- Präsident George W. Bush ein Abkommen über
verstärkte Kooperation und vorbeugende Maßnahmen gegen eine
mögliche Pandemie. Die Zusammenarbeit umfasst die Entwicklung
von Impfstoffen, die Beobachtung der Krankheit, die Ausbildung
von Personal und die Entwicklung von Strategien gegen den
befürchteten Ausbruch der Vogelgrippe auch unter Menschen.
Auch die 21 Länder der Asien-Pazifik-Wirtschaftskooperation
(APEC) wollen sich mit neuen Initiativen auf eine mögliche
weltweite Epidemie der Vogelgrippe vorbereiten. Die Staaten
verpflichten sich zu Offenheit und Zusammenarbeit im Umgang mit
der Seuche, hieß es am Samstag zum Abschluss des zweitägigen
APEC-Gipfels in Pusan in Südkorea.
Die Balkan-Länder sowie die Anliegerstaaten des Schwarzen Meeres
wollen künftig ebenfalls bei der Eindämmung der Vogelgrippe eng
zusammenarbeiten. Dies teilten der griechische
Gesundheitsminister Nikitas Kaklamanis und der zuständige
EU-Kommissar Markos Kyprianou nach einer Konferenz der
Gesundheitsminister dieser Länder in Athen mit. Die Teilnehmer
aus insgesamt 19 Ländern einigten sich darauf, Informationen
über die Tierseuche auszutauschen und darüber hinaus auch die EU
regelmäßig zu informieren, sagte Kyprianou.
Gemeinsame Feststellung aller Beteiligten sei, dass die
Vogelgrippe zurzeit keine akute Gefahr für die Menschen in
Europa darstelle. Die Gesundheitsminister der teilnehmenden
Staaten wollen sich erneut im Frühling in Kroatien treffen,
berichtete das griechische Fernsehen am Sonntag.
HANDELSBLATT, Sonntag, 20. November 2005, 16:30 Uhr