USA geben Milliarden für Grippe-Vorsorge aus
WASHINGTON. Bush sagte in Bethesda, dass eine neue Generation
von Technologien entwickelt werden solle, um innerhalb von sechs
Monaten nach Ausbruch einer Epidemie genug Impfstoff für alle
US-Bürger zu haben. Außerdem solle es Gesetze geben, um die
Industrie vor Schadenersatzklagen bei lebensrettenden
Impfstoffen und Medikamenten zu schützen.
Im Mittelpunkt des Plans stehen eine Verbesserung der
Impfvorsorge, ein mögliches Reiseverbot und Restriktionen gegen
den Welthandel. Auch sollen die Behörden in den Bundesstaaten
genaue Anweisungen erhalten, welche Personen mit den begrenzten
Beständen der Antigrippemittel Tamiflu und Relenza versorgt
werden sollen. An erster Stelle stehen Beschäftigte in der
Produktion von Grippe-Impfstoffen, Ärzte und Pfleger, Polizisten
und Rettungssanitäter. Der Plan verlange zudem von jedem
Einzelnen einen Beitrag, sich im Fall einer länderübergreifenden
Epidemie sinnvoll zu verhalten, sagte der Sprecher des Weißen
Hauses, Trent Duffy.
Eine weitreichende Epidemie könnte entstehen, wenn sich der
Grippevirus H5N1 so verändert, dass er auch von Mensch zu Mensch
übertragen werden kann. Bislang sind mindestens 62 Menschen an
diesem Virus gestorben, die meisten von ihnen hatten intensiven
Kontakt mit infiziertem Geflügel. Auch in der Pazifik-Region
werden die Vorbereitungen auf den Ernstfall verstärkt. Nach
einem Treffen von Katastropheneinsatzstellen der
Asiatisch-Pazifischen Gemeinschaft (Apec) sagte der australische
Apec-Botschafter Doug Chester, in der ersten Hälfte des nächsten
Jahres werde es in der Region ein Manöver geben, bei dem das
Verhalten im Fall einer Pandemie eingeübt werde. Auf diese Weise
sollen Schwachstellen in der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit rechtzeitig erkannt werden.
Die chinesische Regierung versprach während der Konferenz in
Brisbane eine offene Informationspolitik. Aus den Erfahrungen
mit der Lungenkrankheit Sars habe China gelernt, dass man diese
Probleme nicht verbergen könne, sagte der Leiter der Behörde für
Seuchenkontrolle, Qi Xiaoqiu. Die Behörden seien jetzt darauf
vorbereitet, jedes Auftreten der Vogelgrippe schnell zu
untersuchen und den internationalen Gesundheitsgremien wie der
Öffentlichkeit mitzuteilen.
Am Dienstag wurde ein weiterer Fall von Vogelgrippe aus Japan
gemeldet. Dort ergaben erste Tests auf einer Entenfarm in Osaka
eine Infektion mit einem Virustyp A, wie ein Beamter der
örtlichen Landwirtschaftsbehörde mitteilte. Der Grippevirus A
unterteilt sich in die Untertypen H und N sowie ihre jeweiligen
Kombinationen. Dazu zählt auch das Virus H5N1, das auf Menschen
übertragen werden kann. Auch die Behörden in Kanada meldeten
erste Fälle von Vogelgrippe.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 02. November 2005, 08:56 Uhr