Bundesverbraucherministerium warnt vor Panik - Erster Vogelgrippe-Verdacht in Geflügelfarm
In Russland gibt es einen ersten Verdachtsfall von Vogelgrippe in einer Geflügelfarm. Betroffen sei ein Geflügelbetrieb mit 142 000 Vögeln im sibirischen Gebiet Omsk, teilte die tiermedizinische Aufsichtsbehörde in Moskau mit.
MOSKAU. Der Betrieb sei unter Quarantäne gestellt. Falls sich der Verdacht erhärte, würden alle Tiere notgeschlachtet. Bisher war die Vogelgrippe in Russland nur bei Wildvögeln und bei freilaufendem Geflügel in privater Haltung aufgetreten. Die Fälle wurden aus den sibirischen Gebieten Nowosibirsk, Omsk, Kurgan, Tscheljabinsk, Tjumen und Altai östlich des Ural-Gebirges gemeldet.
Der Leiter des Influenza-Programms der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Klaus Stöhr, hatte zuvor erneut vor den Gefahren einer Grippe- Pandemie gewarnt. Dem Sender NDR Info sagte er: „Wer jetzt noch nicht angefangen hat mit Pandemie-Vorbereitung, für den sollte es jetzt das letzte Signal sein." Glücklicherweise sei das derzeit grassierende Vogelgrippevirus nur schwer auf den Menschen übertragbar. Das müsse jedoch nicht so bleiben: „Richtig Angst haben wir davor, dass dieses Virus sich so verändert, dass die Vögel für das Virus gar nicht mehr wichtig sind, dass es sich von Mensch zu Mensch ausbreitet und dann global eine Seuche verursacht, wie wir sie vielleicht noch nicht gesehen haben", sagte Stöhr.
Das Virus werde sich in so einem Fall sehr schnell ausbreiten. Es gebe Modelle, wonach es nur drei oder sechs Monate dauern würde, bis der Erreger um den ganzen Globus verteilt sei. Stöhr sagte: „Man muss davon ausgehen, dass zwischen einem Drittel, vielleicht einem Viertel aller erkranken, die meisten sehr mild, aber einige wohl doch sehr schwer. Und man kann Todesfälle sicherlich nicht verhindern, selbst mit der besten Vorbereitung."
Im Hinblick auf ein mögliches Übergreifen der Vogelgrippe auf Deutschland warnte das Bundesverbraucherministerium allerdings vor Panik. „Die öffentliche Aufregung ist derzeit etwas übertrieben", sagte Staatssekretär Alexander Müller der „Netzeitung". „Wir versuchen zu verhindern, dass eine Tierseuche nach Europa kommt", betonte Müller und verwies darauf, dass der Erreger derzeit ausschließlich Vögel gefährde. „Er stellt derzeit keine Gefahr für andere Tiere oder gar den Menschen dar." Deshalb sei auch kein Notfallplan erforderlich, der über die bisherigen Maßnahmen hinausgehe.
HANDELSBLATT, Samstag, 20. August 2005, 14:21 Uhr