Vom Fliegen und anderen Luftgeschichten
Ich möchte Ihnen heute über ein etwas selteneres Hobby - dem Ultraleicht Fliegen - ein Paar Daten und Fakten liefern. Das Ultraleicht Fliegen begann am 17.12.1903, als die ersten Flugversuche von den Gebrüder Orville und Wilbur Wright gestartet wurden. Sie bauten die ersten Motorflugzeuge, welche sehr abenteuerliche aussahen. Keiner dachte Anfangs, dass diese Teile jemals fliegen würden.
Das Fliegen reizte schon damals die Menschen ohne großen Kraftaufwand abheben zu können.
Auch mich begeisterte schon immer das Element Luft und die Flugzeuge wie sie fast schwerelos sich vom Boden lösten. Somit habe ich letztes Jahr die Ausbildung zum Sportpiloten (SPL = Sportpilotenlizens) gemacht. Was nichts anderes heißt, als in einem Ultraleichtflugzeug das Fliegen zu lernen.
Ultraleichtflugzeug bedeutet, dass das Gesamtabfluggewicht nicht 472,5 kg überschreiten darf. Das ist gesetzlich geregelt im Luftfahrtgesetz. Diese leichten Flugzeuge wiegen im Schnitt um die 200-280kg (Zweisitzig). Die Einsitzer weit darunter. Man kann das Hobby zu zweit oder auch alleine betreiben, da wie schon vorher geschrieben es zweisitzige Maschinen gibt und einsitzige. Es ist eben eine Kostenfrage. Gebraucht bekommt man so ein Ultraleichtflugzeug schon ab 5000,- Euro. Und nach oben wie immer keine Grenzen. Ausgestattet sind die Flugzeuge meist mit Rotaxmotoren, derren Leistung im Durchschnitt zwischen 65 und 80 PS liegen. Dies ist aber durchaus ausreichend, da man eine Reisegeschwindigkeit von 100-160km/h hat. Das ganze ohne Staus und Ampeln.
Aber um in der Praxis fliegen zu können, bedarf es auch einem theoretischen Teil. Dieser umfasst derzeit 60 Unterrichtsstunden. Darin wird einmal die gesetzliche Seite behandelt, welche Rechte und Pflichten ein Pilot hat. Wo darf ich überall fliegen ? Was passiert in einer Notlage ? Menschliches Leistungsvermögen, Verhalten in besonderen Fällen, Meteorologische Kenntnisse, Funkverkehr, technisches Wissen, Navigation, sowie Pyrotechnik wird auch angeschnitten in der Theorie. Mit der anschliessenden Theorieprüfung hat man schon die Hälfte vom Flugschein in der Tasche. Schlecht ist es auf keinen Fall wenn man sich mit seinem Fluglehrer schon vorher in die Luft begibt bevor der Theoriekurs los geht. So hat man mehr technisches Verständnis und kann bestimmte Abläufe und Vorgänge besser begreifen, als sich zuerst in die Theorie zu stürzen. Begonnen wird erst mal mit ein paar leichten Kurven fliegen und man versucht den Kurs zuhalten. Und macht sich mit dem Flugzeug erst einmal vertraut macht. Die ganzen Cockpitinsturmente und deren Bedeutung werden ausführlich vom Fluglehrer erklärt vor dem 1. Start. Das meiste was in der Ausbildung geübt wird sind die Starts und Landungen. Bis man etwa 150-200 Landungen gemacht hat in Begleitung eines Fluglehrers und alles sicher sitzt, so dass man auch alleine Landen kann, kommen noch 5 Überlandflüge hinzu. Die Überlandflüge sollen einem Sicherheit geben, um Landungen auf fremden und unbekannten Flugplätzen gut zu meistern. Wie meldet man sich über Funk auf fremde Plätze an, einreihen in die Platzrunde bei stärkerem Flugbetrieb, navigieren und das Finden dieser Plätze und erkennen bestimmter Geländemerkmale (Eisenbahnschienen, Wälder, Autobahnen, Flüsse, Burgen). Das ganze ohne Navigationssystem in ca. 1000-3000 Meter Höhe. Erst nach der Ausbildung darf man ein Navigationssystem in seinem Flugzeug benutzen. Im Prüfungsflug fliegt man dann ganz allein ca. 45min. einen bestimmten vorgegebenen Kurs ab und sollte rechtzeitig wieder auf dem Flugplatz zurück sein. Eine spezielle Flugkarte erleichtert das Navigieren und ein ständiger Blick auf dem Kompass gibt Sicherheit den richtigen Kurs zu haben.
Um sich aber bei einer Flugschule anzumelden, werden bestimmte Voraussetzungen und Ärztliche Bescheinigungen verlangt. Eine Geburtsurkunde, Passbilder, sowie polizeiliches Führungszeugnis wird von jeder Flugschule verlangt. Ein Besuch bei einem speziellen Augenarzt ist zwingend notwendig, da dieser eine Bescheinigung für das Fliegertauglichkeitszeugnis ausstellt. Bei dieser Augenuntersuchung wird das räumliche Sehvermögen getestet, Farbsehen, das Reaktionsvermögen, sowie das genaue Sichtfeld bestimmt. Danach steht dann nur noch die ärztliche Untersuchung bei einem richtigen Fliegerarzt an. Dieser überpüft die Herzfrequenz im Bewegungs-EKG, untersucht das Lungenvolumen, Blut und Urin, sowie die Nieren. Adressen zu Fliegerärzten findet man hier.
Auf keinenfall darf man unter Diabetes leiden, dies schließt leider das Luftfahrtgesetz in Deutschland aus und man erhält kein Tauglichkeitszeugnis vom Fliegerarzt und wird nicht zum Fliegen zugelassen. Das Zeugnis nennt sich "Medical" und ist nur für bestimmte Zeit gültig und muss nach einer Bestimmten Zeit neu beim Fliegerarzt eingeholt werden:
Lebensalter / Gültigkeitsdauer
bis 40 Jahre / 5 Jahre
bis 60 Jahre / 2 Jahre
ab 61 Jahre / 1 Jahr
Diese Untersuchung übernimmt leider keine Krankenkasse und kostet ca. 90 EUR. Die ganzen ärztlichen Untersuchungen kommen auf ca. 250,- Euro.
Viele Fragen sich jetzt bestimmt, was die ganze Ausbildung kosten wird. Das kann sehr unterschiedlich sein. Da manche Flugschulen unterschiedliche Preise haben. Im Durchschnitt ist man mit 3500-5000 Euro mit dabei. Flugschulen in unserer Nähe gibt’s in der Nähe von Aalen, Schwäbisch Hall, Kirchardt, Großerlach-Morbach, Donzdorf, Oberrot, Kornwestheim, Ingersheim, Heubach, uvm. Mehr über Flugschulen findet man auch im Internet unter www.DULV.de
Der DULV (Deutscher Ultraleichtverband e.V., Mühlweg 9, 71577 Großerlach-Morbach, Tel.: 07192/930140) ist einer der beiden Flugverbänden, (der andere nennt sich DaeC in Braunschweig) die es in Deutschland gibt, welche das Ultraleicht Fliegen erst ermöglicht haben und unterstützen. Bei diesem Verbänden sind alle Ultraleichtflugzeuge registriert, wie die Autos beim Landratsamt. Die Verbände setzen sich für die Piloten ein und kämpfen für deren Rechte und Interessen. Dank des DULV’s habe ich eine eigene Flugpiste hinter meinem Haus machen dürfen. Wo vorher einst unsere Ackerfläche war, ist jetzt eine Landebahn:
Der Verband hat sich zusammen mit dem Landesregierungspräsidium, welches eine eigene Luftfahrtabteilung hat, dafür eingesetzt und die offizielle Genehmigung erteilt. Vorab wurden natürlich sämtliche Behörden im Rems-Murr-Kreis angehört und um deren Zustimmung gebeten. Aber wenn alles drum rum passt, ist sogar so was machbar und möglich. Solche Ereignisse motivieren natürlich nun auch, noch andere von diesem tollen Sport zu begeistern und mit zu reisen.
Weitere Infos zum Fliegen, Ultraleichtflugzeuge, öffentliche Landeplätze und Wissenswertes finden Sie unter:
www.airports.de und www.pilots24.de sowie auf der DULV-Homepage. Oder in dem Buch "Ultraleichtfliegen" von Friedrich Schmidt werden viele Informationen vermittelt und auch Prüfungsfragen sind enthalten.
Wer sich für dieses Hobby interessiert, kann sich auch gerne mit mir in Verbindung setzen. Und wer sich noch nicht sicher ist, ob das ganze auch Spaß macht und vor allem auch der Magen verträgt, sollte sich bei einer Flugschule zu einem Schnupperflug mit einem Fluglehrer anmelden. Danach weis man sofort, ob man weiter macht oder nicht. Ich dachte Anfangs auch erst mal an meinen Magen. Aber es war gar nicht so schlimm, wie ich mir das vorgestellt habe. Die tollen Eindrücke von Oben, die jeder Flug mit sich bringt. Aber auch die abenteuerlichen Erlebnisse sind nicht zu vergessen und machen dieses Hobby so spannend und interessant, das man es nur weiter empfehlen kann.
Viele Fliegergrüsse,
Andrea
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